3. Formen der Due Diligence Prüfungen
3.1 Legal Due Diligence (juristische und rechtliche Prüfung)
3.2 Tax Due Diligence (steuerliche Prüfung)
3.3 Financial Due Diligence (finanzielle Prüfung)
Die Globalisierung und die damit einhergehende Internationalisierung der Unternehmensaktivitäten und die sich verschärfende Wettbewerbssituation nehmen viele Unternehmen zum Anlass, sich im Rahmen von Unternehmensakquisitionen und -zusammenschlüssen Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten zu sichern.[1] Auf diese Weise soll das langfristige Überleben des Unternehmens sowie Wertsteigerungen für die Anteilseigner gewährleistet werden.[2] Im Vordergrund steht dabei die sorgfältige Untersuchung und die sachgerechte Einschätzung der Chancen und Risiken hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Situation des betreffenden Unternehmens.[3]
Es soll die Frage diskutiert werden, was Due Diligence bedeutet und wie eine Prüfung aussieht. In der Literatur werden verschiedene Sichtweisen der Due Diligence Prüfung dargestellt, aus Sicht des Käufers oder Verkäufers. Aufgrund des begrenzten Umfangs dieser Ausarbeitung beschränken sich die Ausführungen auf nur wesentliche Kernpunkte.
Zunächst wird im Kapitel zwei der Begriff „Due Diligence“ definiert. Ergänzend dazu werden im zweiten Kapitel die Formen der Due Diligence-Prüfungen kurz dargestellt. Anschließend dazu wird eine sogenannte Checkliste erläutert, als Beispiel wie es in der Praxis aussehen könnte. Seitens der Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater ist es unmöglich in dieser Arbeit ein Praxisbeispiel darzulegen aufgrund dessen, dass diese Prüfungen vertraulich behandelt werden.
Am Ende wird ein abschließendes Fazit von ausgewählten Thesen der Fachliteratur vorgenommen.
Der Begriff der Due Diligence entspricht im Deutschen der „im Verkehr erforderlichen Sorgfalt“.[4] „Er entstammt ursprünglich dem US-amerikanischen Kapitalmarkt- und Anlegerschutzrecht, genauer den Regelungen zur Haftung an der Begebung von Wertpapieren und an deren Handel beteiligter Personen“.[5] Jeder Beteiligungskauf, jede Firmenübernahme und jeder Kauf eines Projekts erfordert eine eingehende Prüfung aller rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Belange. Due Diligence ist die sorgfältige Analyse, Prüfung und Bewertung des Kaufgegenstandes, insbesondere vor einem Unternehmenskauf. Dies wird auch als Unternehmensbewertung bezeichnet.[6]
Ziel der Due Diligence Prüfungen ist die Ermittlung der Stärken und Schwächen des Unternehmens sowie die Bestimmung der Risiken.[7] Die Due Diligence Prüfungen auch „DD“ genannt, werden zumeist in mehreren Phasen durchgeführt, je nachdem wie konkret die Kaufabsichten des Käufers werden. Der Kaufpreis orientiert sich dann an den Ergebnissen der Prüfungen.[8] Die Untersuchungsgebiete orientieren sich in rechtliche DD, steuerliche DD, finanzielle DD, vertragliche und umweltrechtliche DD.[9]
Im Rahmen der Due Diligence sammelt und analysiert der Käufer, die für ihn relevanten Daten, welche für die späteren Verhandlungen über den Kauf des Unternehmens von Bedeutung sind.[10] Zu diesem Zweck müssen die Informationen zielgerichtet und vertrauenswürdig und damit entscheidungsrelevant sein.[11] In der Praxis wird eine DD von gemischten Teams durchgeführt, die sich aus Mitarbeitern des Käuferunternehmens sowie aus externen Beratern verschiedener Fachrichtungen und Spezialisierungsgrade zusammensetzen.[12] Dazu werden vor Beginn der Prüfung Checklisten und Anforderungen dem Käufer übermittelt.[13]
Hierbei handelt es sich um nach Themenbereichen aufgeteilte Frage- und Anforderungskataloge, in denen die Prüfungsthemen und die hierzu relevanten Dokumente aufgelistet werden.[14] Nach dem intensiven Frageprozess werden die Informationen zusammengefasst sowie die Vorgehensweise bei der Untersuchung dargestellt.[15]
Die Legal Due Diligence zielt auf die Untersuchung der rechtlichen Innenverhältnisse, der rechtlichen Außenbeziehungen sowie der rechtlichen Verhältnisse entscheidender Vermögensgegenstände und Schulden ab.[16] Es ist so zu prüfen, dass sie möglichst frei von rechtlichen Risiken ist und ob verdeckte sowie offene Haftungsrisiken bestehen.[17] Ziel der Legal Due Diligence ist die juristische Absicherung der Geschäftsprozesse.[18] Darüber hinaus müssen alle wesentlichen vertraglichen Vereinbarungen wie zum Beispiel Lieferverträge, Arbeitsverträge, Leasingverträge, Pensionszusagen etc. auf ihre rechtliche Wirksamkeit überprüft werden.[19] Mit Hilfe der Ergebnisse aus der Überprüfung der rechtlichen Unternehmensunterlagen können bisherige Erkenntnisse bekräftigt und ihr Einfluss auf die zukünftige Entwicklung des Transaktionsobjektes aufgezeigt werden.[20]
Die Legal Due Diligence ist eng verbunden mit der Financial Due Diligence und der Tax Due Diligence, die von Wirtschaftsprüfern oder Steuerberatern aufzustellen sind. Sie bildet auch eine vorbereitende Grundlage für den Fall, dass nur bestimmte Teile eines Unternehmens veräußert und zuvor abgespaltet oder verselbstständigt werden.[21]
Die Tax Due Diligence soll alle steuerlichen Auswirkungen für Käufer (z.B. steuerliche Risiken durch einen Unternehmenskauf) und für den Verkäufer (z.B. individuelle Steuerbelastung beim Verkauf) aufdecken.[22] Dabei geht es insbesondere um die steuerlich optimale Gestaltung für den Altgesellschafter.[23] Es gilt steuerliche Risiken des Transaktionsobjektes zu erkennen und zu bewerten.[24]
„Hinsichtlich der Ermittlung des Kaufpreises besteht typischerweise ein Interessenkonflikt zwischen Käufer und Verkäufer. Neben dem zu erzielenden Kaufpreis verfolgt der Verkäufer vorrangig das Ziel, eine niedrige beziehungsweise gar keine Steuerbelastung aus dem Veräußerungsvorgang zu erreichen, wohingegen der Käufer den Kaufpreis in Abschreibungsvolumen umqualifizieren und Finanzierungsaufwendungen höchstmöglich steuerlich geltend machen möchte. Dies kann für beide Parteien dadurch erreicht werden, indem vor dem Erwerb eine steuerliche Struktur geschaffen wird, bei der von beiden Parteien verschiedene steuerliche Privilegien genutzt werden“.[25] Als Informationsquellen dienen vor allem Steuererklärungen und Steuerbescheide sowie Berichte über Betriebsprüfungen und die sonstige Korrespondenz mit der Finanzverwaltung. Aufgrund dieser Unterlagen lässt sich ein genauer Überblick über den Stand der Veranlagungen sowie des Abgabenzeitpunktes der einzelnen Steuererklärungen ermitteln.[26] Anhand dieser Steuererklärungen ist es möglich zu erkennen, wie zügig das Unternehmen seinen steuerlichen Pflichten nachgekommen ist.[27]
Andernfalls beinhalten die Unterlagen Informationen über Abweichungen zwischen Handels- und Steuerbilanz.[28] Zudem können rechtliche Verhältnisse, Änderungen in der Beteiligungsstruktur, sowie Auslandsbeteiligungen aus den Jahresabschlüssen abgeleitet werden.[29]
„Grundsätzlich ist die Tax Due Diligence neben der Legal Due Diligence und der Financial Due Diligence ein zwingender Bestandteil jeder Unternehmensprüfung, die von dem potentiellen Käufer auf keinen Fall unterlassen werden sollte“.[30]
Eine zentrale Stellung im Rahmen der Due Diligence nimmt die Beurteilung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Akquisitionsobjektes ein. Die Financial Due Diligence soll zeigen, ob die vorgelegten vergangenheitsbezogenen und geplanten Finanzdaten als seriös zu beurteilen sind. Außerdem ist es wichtig zu wissen wie die Gewinnung von Informationen über die wirtschaftliche und finanzielle Situation des Unternehmens aussieht.[31] Bei der Überprüfung werden alle relevanten Informationen der letzten drei bis fünf Geschäftsjahre untersucht. Der potenzielle Käufer will die finanziellen Stärken und Schwächen des Zielunternehmens zur besseren Entscheidungsfindung und Ermittlung seiner Kaufpreisobergrenze recherchieren.[32]
Der Zeitbedarf und das Kostenvolumen einer Financial Due Diligence hängen von der Größe und der Komplexität des Unternehmens ab.[33] Daher wird der Käufer möglichst viele Informationen über das Zielobjekt sammeln, während der Verkäufer hingegen ein berechtigtes Interesse hat, vorab wenig vertrauliche Daten über das eigene Unternehmen offenzulegen.[34] Die Einschätzung der zukünftigen Erträge und Aufwendungen sowie der prognostizierten Cash Flows bestimmen den Unternehmenswert und damit den möglichen Emissionserlös maßgeblich.[35] Für die Durchführung der Financial Due Diligence ist auch von Bedeutung, ob eine einzelne Gesellschaft, mehrere Tochtergesellschaften, ein Teilkonzern oder ein Konzern erworben werden.[36] „Hierzu werden je nach Komplexität der Unternehmensstruktur und der Geschäftsvorfälle neben Finanzexperten weitere Fachleute hinzugezogen, wie zum Beispiel Spezialisten für die Bereich Treasury, Pensionen und Versicherungen“.[37]
Die Durchführung dient folglich gleichzeitig der Informationsbeschaffung und der Risikoermittlung, wobei der Abbau bestehender Informationsdefizite sowohl aus Sicht des Käufers als auch des Verkäufers von erheblichem Interesse ist. Denn erst die genaue Analyse des Kaufobjekts ermöglicht dem Käufer die passgenaue Entwicklung einer Transaktionsstruktur.[38]
Grundsätzlich gewinnt die Business Due Diligence immer mehr an Bedeutung. Hier werden die Marktbedingungen des Zielunternehmens, die operativen Gegebenheiten und sonstige Faktoren, die für eine Kaufentscheidung von Bedeutung sind, untersucht.[39] Im Rahmen der Business Due Diligence werden Teilbereiche der Commercial Due Diligence, Operational Due Diligence und IT Due Diligence unterschieden.[40] Die Commercial Due Diligence analysiert und bewertet konkret die bestehende strategische Ausrichtung, die derzeitige Markt- und Wettbewerbsposition des Zielunternehmens.[41] Das Ziel der Commercial Due Diligence sollte sein, Stärken und Schwächen der einzelnen Produktlinien aus den jeweiligen Märkten zu identifizieren und mögliche Bedrohungen der derzeitigen Position des Unternehmens aufzuzeigen. Die Quantifizierung der länder-, regionen- und kundenbezogenen Umsatz- und Deckungsbeiträge sind essentiell in Bezug auf die finanzwirtschaftliche Planung.[42] Außerdem soll die Commercial Due Diligence darlegen, inwieweit eine derartige Planung des jeweiligen Marktumfeldes realistisch erscheint.[43]
„Sie konzentriert sich auf die Themen, die für den künftigen Unternehmenserfolg entscheidend sind: Stellung im Markt, Wachstumspotenzial, Nachhaltigkeit der
Ergebnissituation, Verfügbarkeit von Ressourcen, Managementkompetenz“.[44]
Derartige Untersuchungen sind häufig komplex und verlangen ein Branchenwissen zum Beispiel bei Unternehmen, die einen Börsengang anstreben.[45] Über die marktbezogene Due Diligence hinaus umfasst die Commercial Due Diligence eine Analyse und Bewertung der gesamten IT Infrastruktur beziehungsweise IT Leistungsfähigkeit des Unternehmens.[46] Bei der Operational Due Diligence werden Risiken und Verbesserungspotenziale in den Bereichen Einkauf, Verkauf, Produktion, Logistik, Vertrieb sowie Finanz- und Rechnungswesen untersucht.[47]
Die gesamten Prüfungsinhalte der Due Diligence sollten in einer Arbeitsgruppenliste dokumentiert werden.[48] Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist hierbei, dass die Schnittstellen zwischen den Arbeitsgruppen möglichst genau definiert werden, um Informationsverluste zu vermeiden.[49]
Bevor die Due Diligence Prüfung aufgenommen wird, ist es ratsam, Checklisten und Fragebögen zusammenzustellen und den zu untersuchenden Unternehmen zukommen zu lassen.[50]
Der Verkäufer stellt die verlangten Unterlagen dann geordnet nach der Anforderungsliste zusammen, wobei es ratsam ist, die Transaktion nicht vorzeitig publik werden zu lassen. Es empfiehlt sich, die Due Diligence Unterlagen entweder bei einem der beteiligten Anwälte komplett für den Zeitraum der Verjährung von Ansprüchen zu lagern oder sie komplett auf Datenträger zu kopieren und diese dem Vertrag beizufügen. Fragen zur Due Diligence seitens des Käufers sollten schriftlich gestellt, beantwortet und beides zu den Akten gelegt werden.[51]
Im Folgenden wird eine Checkliste als Beispiel für den Bereich Financial Due Diligence dargestellt.
Beantworten Sie für die Vorbereitung der Financial Due Diligence folgende Fragen:
- Liegen die Jahresabschlüsse, Lageberichte und Prüfungsberichte der letzten drei Geschäftsjahre vor?
- Liegt eine aktuelle Gewinn- und Verlustrechnung vor?
- Liegen alle Darlehensverträge der Gesellschaft vor?
- Liegen bestehende Factoring Verträge vor?
- Gibt es einen aktuellen Investitionsplan?[52]
Die Anlässe für die Durchführung einer Due Diligence sind neben dem wohl am häufigsten vorkommenden Fall des Kaufs beziehungsweise Verkaufs von Unternehmen oder Unternehmensanteilen, Umstrukturierungen wie die Verschmelzung, die Spaltung oder die Einbringung von Anteilen eines zu übernehmenden Unternehmens in die erwerbende Gesellschaft und nicht zuletzt Börsengänge.[53]
Ziel ist es, insbesondere die Abbildung des betrieblichen Geschehens mit seinen entscheidungsrelevanten Aspekten zu gewährleisten. Die Chancen und Risiken sind genauso wie die Stärken und Schwächen herauszuarbeiten. Darüber hinaus sind aber auch Informationen zu erheben, die den Erwerbsvorgang effizienter gestalten und auch in einer späteren Integrationsphase hilfreich sein können.
Zusammenfassend ist zu erwähnen, dass die verschiedenen Arten der Due Diligence unterschiedliche Fachbereiche berühren. So sind neben Vertretern des erwerbenden Unternehmens Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwälte und andere Experten in die Untersuchungen einzubeziehen. Letztendlich muss die Due Diligence Prüfung individuell an das jeweilige Zielunternehmen erfolgen. Hierbei ist der Grad der Komplexität im Hinblick z.B. auf die Größe oder die Rechtsform des Unternehmens zu berücksichtigen. Somit können Due Diligence Prüfungen nicht standardisiert werden.
Verfasser: Alexei Lindt