Aufgrund der großen Menge und der Komplexität der in einem Unternehmen zu verarbeitenden Daten und Informationen ist Controlling heute ohne elektronische Datenverarbeitung (EDV) kaum vorstellbar. Die Einsatzgebiete und die Instrumente des Controllings haben sich derart schnell entwickelt, dass Controllingsysteme heute computergestützt sind und auf leistungsfähiger Controlling-Software basieren. Unter computergestütztem Controlling versteht man daher den Einsatz von Informationssystemen der EDV zur Unterstützung der wesentlichen Controlling-Prozesse Planung, Kontrolle, Analyse und Berichtswesen.[1]
Die Entwicklung des computergestützten Controllings hat sich in einer wechselhaften Geschichte vollzogen. Den Anfang bildeten die Management Support Systeme (MSS). Bereits in den 60er Jahren wurden die Management Information Systeme (MIS) entwickelt.[2] Anfang der 70er Jahre entstanden die interaktiven und endbenutzertauglichen Decision Support Systeme (DSS) bzw. Entscheidungsunterstützungssysteme (EUS). Tabellenkalkulationssysteme sind seit Ende der 70er Jahre verfügbar und werden seitdem im Controlling eingesetzt.[3] Die zunehmende Verbreitung von PCs und die Einführung der graphischen Oberfläche in den 80er Jahren haben zum Aufbau leistungsfähigerer Systeme geführt. Es wurden Executive Information Systeme (EIS) bzw. Führungsinformationssysteme (FIS) entwickelt. Als Weiterentwicklung der MSS können die analytischen Informationssysteme (AIS) betrachtet werden, die heutzutage auch als Business Intelligence (BI) vermarktet werden. Die ersten Enterprise Resource Planning Systeme (ERP – Systeme) wurden als Produktionsplanungssystem (PPS) mit einer Anbindung an das Finanz- und Rechnungswesen realisiert. Die Geschichte der ERP Systeme ist eng verbunden mit der Geschichte der SAP AG. In den 90er Jahren gelang SAP mit der Einführung des Systems R/3 ein Durchbruch auf dem ERP-Markt. Das Softwaresegment der Controllingsysteme verzeichnete in den letzten Jahren erhebliche Zuwachsraten. Gegenwärtig gibt es ein vielfältiges Angebot marktfähiger Softwareprodukte zur Controllingunterstützung.
Ziel des computergestützten Controllings ist es, das Management bei seiner Entscheidungs–findung durch die Bereitstellung von aktuellen, relevanten und verlässlichen Informationen zu unterstützen. Durch den Einsatz von Controlling-Software lassen sich Controlling-Prozesse beschleunigen und effizienter gestalten. Gleichzeitig werden die Qualität der Informations–versorgung und deren Ablauf, z. B. durch automatisierte Berichtssysteme oder rechnergestützte Planungssysteme, verbessert und erleichtert.[4] Weitere Ziele sind die Verminderung des Eingabeaufwands bei der Erfassung von Daten, eine verbesserte Datenqualität und eine verringerte Datenredundanz im Unternehmen.[5] Neue Technologien im computergestützten Controlling ermöglichen es, komplexe Controllinginstrumente wie zum Beispiel die Balanced Scorecard adäquat zu realisieren und umfangreiche Funktionen bereit zu stellen.
Aufgrund der Vielzahl der angebotenen Softwaresysteme ist es schwierig, Controlling-Software klar zu systematisieren. Es existieren unterschiedliche Ansätze der Klassifikation. Grundsätzlich kann jede Software nach dem Grad der Spezialisierung in Individualsoftware und Standardsoftware unterschieden werden. Dies gilt auch für Controlling-Software. Darüber hinaus können betriebliche Anwendungssysteme nach ihrem Verwendungszweck wie folgt gegliedert werden.
Die operativen Systeme unterstützen Funktionen wie Abrechnung und Verwaltung. Die Führungssysteme dienen der Informationsbeschaffung und unterstützen den Planungsprozess. Sie können in Führungs- und Planungssysteme unterteilt werden. Daneben gibt es noch Querschnittssysteme für den Datenaustausch und die Bürokommunikation. Für den Bereich der Controlling-Software liefert die Klassifikation nach Stahlknecht/Hasenkamp ein unbefriedigendes Ergebnis, deshalb wurde eine Typologie für Anwendungssysteme im Controlling entwickelt. Diese unterteilt das computergestützte Controlling entsprechend den wesentlichen Aufgabenbereichen in Planungs- und Kontrollsysteme, Informationsversorgungssysteme und Koordinationssysteme. Nach der Herkunft des Anbieters können autonome Systeme, Module bzw. Komponenten integrierter Systeme sowie Controllingwerkzeuge bzw. Basissysteme unterschieden werden. Werden die Merkmale Verwendungszweck und Herkunft zur Systematisierung herangezogen, erhält man folgende Klassifikationsmatrix.[7]
Die Funktionen, die Softwareanwendungen für das Controlling bereitstellen, ergeben sich unmittelbar aus den wesentlichen Aufgaben des Controllings.[9] Die nachfolgende Abbildung soll einen Überblick über die wichtigsten Funktionen liefern und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Abgeleitet aus den Zielen und Funktionen des Computergestützten Controllings ergeben sich grundlegende Anforderungen, die an Softwaresysteme im Controlling zu stellen sind. Die folgende Abbildung stellt diese Anforderungen gegenüber:
Allein in Deutschland bieten über 30 Hersteller Software im Bereich Controlling an.[11] Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über bedeutende Anbieter in diesem Marktbereich.
Verfasser: Uwe Goemann