7-S-Modell

Inhaltsverzeichnis

1.       Entstehung

2.       Erfolgsfaktoren des 7-S-Modells

2.1.    Harte Faktoren

2.2.    Weiche Faktoren

3.       Fortschreibung des S-Modells

4.       Anwendungsmöglichkeiten

5.       Quellenverzeichnis

1. Entstehung

Das Denken des Managements in Unternehmen bekam gegen Ende der 1970er-Jahre einen neuen Impuls. Bisherige Vorstellungen darüber, worauf der Erfolg eines Unternehmens basiert, wurden verändert. Richard Pascale, Anthony Athos, Tom Peters und Robert Waterman sind die Begründer des 7-S-Modells. Untersucht wurde von ihnen im Vorfeld die hohe Produktivität der japanischen Industrie - bei hoher Qualität und hoher Mitarbeiterzufriedenheit. Des Weiteren war es ihre Intention herauszufinden, was Firmen wie Kodak oder Proctor&Gamble exzellent macht. Als Ergebnis ihrer Forschung stellten sie sieben Erfolgsfaktoren für Unternehmen auf. Da alle sieben Erfolgsfaktoren im Englischen mit dem Buchstaben S anfangen, wird das Modell daher zumeist 7-S-Modell genannt.[1] 

2. Erfolgsfaktoren des 7-S-Modells

Die sieben Erfolgsfaktoren werden unterteilt in harte und weiche Faktoren. Unternehmen besitzen alle sieben Faktoren in unterschiedlichen Formen. Eine prägnante Aussage des 7-S-Modells ist: Firmen sind dann erfolgreich, wenn sie alle Faktoren in angemessener Weise der sich wandelnden Umwelt des Unternehmens - Gesetzeslage, Vorschriften, Markterfordernisse - immer wieder neu anpassen.

2.1. Harte Faktoren

Die harten Erfolgsfaktoren für Unternehmen sind Struktur, Strategie und System. Diese Faktoren sind messbar, rational und anschaulich. Sie sind ausschlaggebend für den Erfolg von Unternehmen.

Struktur (Aufbauorganisation)

Dieser harte Faktor beschreibt die Hierarchiestruktur in einem Unternehmen. Dabei sind „flache“ und „steile“ Hierarchien zu unterscheiden. Eine flache Hierarchie liegt dann vor, wenn Individuen innerhalb der Teams eigenverantwortlich arbeiten können und die Kommunikationswege im Unternehmen direkt sind. Eine steile Hierarchie liegt bei klar abgegrenzten Kompetenzen und autoritärem Führungsstil vor.

Strategie (Strategische Unternehmensausrichtung)

Der Faktor Strategie beschreibt die zielgerichteten Aktivitäten eines Unternehmens nach einem bestimmten Muster, welche über Erfolg oder Misserfolg bestimmen. Beispiele für eine strategische Unternehmensausrichtung sind die Differenzierungsstrategie, die Kostenführerschafts-Strategie oder Nischenstrategie.

System (Geschäftsprozesse und Abläufe)

Unter dem Faktor System sind regelmäßige Prozesse, offizielle und inoffizielle Informationsflüsse zu verstehen. Geschäftsprozesse beschreiben Abfolgen von Einzeltätigkeiten in einem Unternehmen, die dazu dienen, ein geschäftliches oder betriebliches Ziel zu erreichen.

2.2 Weiche Faktoren

Die weichen Erfolgsfaktoren für Unternehmen sind Selbstverständnis, Spezialkenntnisse, Stil und Stammpersonal. Sie sind schlecht messbar und intuitiver, emotionaler Art.[2]

Selbstverständnis (Unternehmensvision)

Selbstverständnis - oder auch gemeinsame Werte (Shared Values) genannt - beschreibt die übergeordneten Unternehmensziele. Diese Ziele sollen von möglichst allen Mitarbeitern im Unternehmen geteilt werden. Bei einer Unternehmensvision handelt es sich um die Beschreibung eines zukünftigen erstrebenswerten Zustandes bzw. der zukünftigen Entwicklung eines Unternehmens. Sie bildet den obersten Unternehmenszweck und enthält viele Werte. Die Vision beinhaltet Mission, Vision und Leitbild. Die Unternehmensmission beschreibt den Anspruch und Drang, z.B. der Beste auf dem Markt zu sein (Qualität, Innovation).  In der Regel wird dazu auch ein passendes Leitbild des Umgangs der Menschen untereinander, der Kommunikation und der Zusammenarbeit formuliert. Dieses interne Leitbild ist oft umfangreicher als die Visionsformulierung und enthält alle Werte.[3]

Spezialkenntnisse (Kernkompetenzen)

Spezialkenntnisse sind die vorherrschenden Merkmale und Fähigkeiten eines Unternehmens. Hiermit sind besonders die Kernkompetenzen und der USP (Unique Selling Proposition) gemeint. Kernkompetenzen setzen sich aus Wissen, Fähigkeiten und Erfahrungen zusammen. Sie sichern Wettbewerbsvorteile und beinhalten, dass Erfolge nicht zuerst auf großartigen Produkten, sondern auf einer einzigartigen Kombination von tief im Unternehmen verwurzelten Kompetenzen beruhen, welche die Entwicklung solcher Produkte erst ermöglichen. Mit dem USP wird ein Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens beschrieben.[4]

Stil (Unternehmenskultur und Führungsstil)

Die Unternehmenskultur beschreibt sowohl wie ein Unternehmen in ihrer Rangfolge der Mitarbeiter aufgebaut ist als auch die Funktion und Wirkung der einzelnen Geschäftsebenen untereinander bzw. mit dem Kunden.

Nach klassischem Muster wird zwischen dem autoritären, dem demokratischen und dem Laissez-faire-Führungsstil unterschieden, jedoch treten diese meist in Mischformen auf. Des Weiteren bestimmen Persönlichkeit und die menschlichen Eigenschaften eines Managers seinen Führungsstil.[5]

Stammpersonal (Mitarbeiter und Personalentwicklung)

Personalentwicklung umfasst die Förderung und betriebliche Weiterbildung der Mitarbeiter und Führungskräfte sowie die Organisationsentwicklung. Instrumente der Personalentwicklung sind z.B. Seminare, Einarbeitungskonzepte, Teamentwicklungen oder Klausurtagungen. Durch den Aspekt der Arbeitsgestaltung kann Personalentwicklung auch Maßnahmen zur Optimierung von Abläufen und Strukturen umfassen.[6]

 

Abbildung 1: 7-S-Modell

In der Abbildung 1 wird das 7-S-Modell gezeigt. In der Grafik ist deutlich zu sehen wie die 7 Erfolgsfaktoren miteinander in Verbindung stehen. Die grün hinterlegten Felder stellen die harten Faktoren und die gelb hinterlegten die weichen Faktoren da. 

3. Fortschreibung des S-Modells

„Der Hauptgedanke dieses Konzepts ist, dass sich unternehmerischer Erfolg aus der Wechselwirkung dieser sieben Faktoren ergibt."[8] Die 7 Elemente sind in der Theorie nicht alle gleichbedeutend. Wie oben beschrieben sind die drei harten S Struktur, Strategie und Systeme. Dies sind wichtige Faktoren, jedoch nicht ausschlaggebend für eine innovative Unternehmenskultur. Von größerer Bedeutung sind hier die Faktoren Stammpersonal, Stil und Spezialkenntnisse, die drei weichen S.

Das Modell betont dennoch die Vernetzung aller Faktoren und wurde von Thomas J. Peters und Robert H. Waterman um acht Grundtugenden fortgeschrieben:

  1. Primat des Handels
  2. Nähe zum Kunden
  3. Freiraum für Unternehmen
  4. Produktivität durch Menschen 
  5. Sichtbar gelebtes Wertesystem
  6. Bindung an das angestammte Geschäft
  7. Einfach Organisation
  8. Straff-lockere Führung[9]

4. Anwendungsmöglichkeiten

Eine ausgeglichene Balance zwischen den sieben Faktoren wird von effektiv arbeitenden Organisationen ausgewiesen. Das 7-S-Modell wird auch als Diagnosemodell für die Organisations-Effektivität bezeichnet. Jede Veränderung eines Elementes wird Auswirkungen auf alle anderen Elemente nach sich ziehen. Verändern sich zum Beispiel Bestandteile der Mitarbeiter und der Personalentwicklung, wie interne Karriereplanung und Aufstiegsfortbildung, wird dies auch Veränderungen in der Unternehmenskultur und im Führungsstil hervorrufen. Weiter wird die Änderung dieses Bestandteils sich auch in den Strukturen und Prozessen und letztlich in den charakteristischen Fähigkeiten des Unternehmens bemerkbar machen.

Gerade in Umgestaltungs- und Change-Prozessen konzentrieren sich viele Unternehmen auf die harten S, Strategie, Struktur und System. Weniger Beachtung finden dagegen die weichen S, Selbstverständnis, Spezialkenntnisse, Stil und Stammpersonal. Peters und Waterman argumentieren, dass gerade die erfolgreichsten Firmen ihre Anstrengungen auch auf die optimale Ausrichtung dieser weichen S richten.

Für die Change-Prozesse geben häufig die weichen Faktoren den ausschlaggebenden Anstoß. Neue Strukturen und Strategien können nicht, oder nur sehr schwierig, auf entgegengesetzte Kulturen und Werte aufgebaut werden.           

Ein Beispiel hierfür sind die oft nicht den Erwartungen entsprechenden Ergebnisse von Großfusionen.

Das 7-S-Modell ist geeignet, um Veränderungsprozesse einzuleiten und ihre Richtung zu bestimmen. Eine mögliche Anwendungsmöglichkeit besteht darin, für jedes Element den Ist-Zustand zu bestimmen und den Idealzustand zu beschreiben. Davon ausgehend können unter Beachtung der gegenseitigen Wechselwirkungen Maßnahmen zur Erreichung des beschriebenen Zielzustandes bestimmt werden.

Wie der Name schon sagt, ist das 7-S-Modell nur ein komplexitätsreduziertes Abbild der Wirklichkeit. Der Anspruch, dass alles so ist, wie es im Modell dargestellt ist, wird nicht erhoben. Die im dargestellten Modell gegebenen Erfolgsfaktoren sind von den Autoren als Hypothesen eingehend untersucht worden. Hieraus lässt sich für die Anwendung des 7-S-Modells abschließend sagen, dass alle sieben Erfolgsfaktoren wichtig sind. Verpasst es ein Unternehmen, eines der S zu berücksichtigen, kann es im Gesamtkonzept zu Problemen kommen. Des Weiteren variiert der Einfluss eines jeden Erfolgsfaktors im Verlauf der Zeit. Das 7-S-Modell ist stellt eine gute Coping-Strategie da, also eine praktikable Methode um einen ganzheitlichen Wandel zu gewähren, ohne wichtige Erfolgsfaktoren außer Acht zu lassen.[10]

5. Quellenverzeichnis

Verfasserin: Sandra Jelden