Fixkostendeckungsrechnung, stufenweise
1. Grundlagen
Die stufenweise Fixkostendeckungsrechnung vertritt ähnlich wie die Grenzplankostenbetrachtung die Ansicht, dass Kalkulationen in einer Unternehmung zwangsläufig fehlerhaft sind, sobald nicht direkt zugeordnete Kosten über Schlüssel auf verschiedene Produkte verteilt werden. Im Gegensatz zur Grenzplankostenbetrachtung werden bei der stufenweisen Fixkostendeckungsrechnung genau diese Fixkosten nicht als fester Block angesehen, sondern als teilbarer Block. Die Fix-kosten werden einzelnen Fixkostengattungen auf verschiedenen Ebenen zugeordnet.[1]
Durch die weiterführende Aufteilung des Fixkostenblockes sorgt die stufenweise Fixkostendeckungsrechnung für mehr Transparenz in der Erfolgsrechnung. Die stufenweise Gegenüberstellung von verursachten Kosten und erzielten Erlösen gibt Aufschluss darüber, inwieweit sich die Stufen selber decken und für nachfolgende Stufen Deckung abwerfen. Durch diese weiterführenden Informationen ist das Management in der Lage erfolgsschwache oder sogar verlustbringende Produkte aufzuspüren und zu eliminieren. Im Gegenzug können erfolgsstarke Produkte gefördert werden. Langfristig besteht die Möglichkeit gezielter Investitionen und Desinvestitionen zu tätigen.[2]
2. Die Fixkostengattungen
Zur Verdeutlichung der stufenweisen Fixkostendeckungsrechnung sollen die einzelnen Gattungen der Fixkosten kurz erläutert werden.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich die Fixkosten bei Veränderung des Beschäftigungsgrades bzw. bei Veränderung der Ausbringungsmenge bis zur Kapazitätsgrenze in ihrer absoluten Höhe nicht verändern.[3]
Als Produkt bzw. Produktartfixkosten werden alle Kosten bezeichnet, die sich verursachungsgerecht auf ein Produkt bzw. Produktart verrechnen lassen und sich nicht in Abhängigkeit der Produktionsmenge verändern.
Die fixen Kosten, die sich nicht mehr einer einzelnen Produktart zuordnen lassen, sondern nur noch einer Produktgruppe, werden als Fixkosten einer Produktgruppe bezeichnet.
Unter den Bereichsfixkosten fallen Kosten, die nicht einzelnen Produkten bzw. Produktgruppen zugeordnet werden können, wohl aber mehreren Produktgruppen zusammen, sofern diese auch gemeinsam verwaltet werden. Dieses wäre zum Beispiel der Fall, wenn das Marketing mehrere Produktgruppen zusammen betreut und sich die Kosten nicht auf die einzelnen Produktgruppen verursachungsgerecht verrechnen lassen.[4]
Als Unternehmensfixkosten sind die fixen Kosten zu verstehen, die weder den Bereichsfixkosten noch den Produktartfixkosten zugerechnet werden können. Die Unternehmensfixkosten fallen im Rahmen der Gesamtunternehmenstätigkeit an und lassen sich dementsprechend keinem Produkt bzw. Bereich verursachungsgemäß zuordnen. In der Regel können die Kosten für das Personalwesen oder auch Vorstands- bzw. Geschäftsführergehälter den Unternehmensfixkosten zugeordnet werden.[5]
3. Das Grundschema
Zu Beginn der stufenweisen Fixkostendeckungsrechnung werden die Deckungsbeiträge I eines Produktes errechnet. Dieses geschieht durch Subtraktion der variablen Kosten von den Produkterlösen. Dem Deckungsbeitrag I werden nun die Fixkosten, die diesem Produkt verursachungsgerecht zugeordnet werden können, gegenübergestellt und abgezogen. Das Ergebnis spiegelt den Produktdeckungsbeitrag II wieder.
Im nächsten Schritt werden die Produktdeckungsbeiträge II zu Produktgruppendeckungsbeiträgen I addiert. Dazu werden alle Produktdeckungsbeiträge innerhalb einer Produktgruppe aufaddiert. Von diesem Deckungsbeitrag werden nun die jeweiligen Produktgruppenfixkosten subtrahiert, die der jeweiligen Produktgruppe verursachungsgerecht zugeordnet werden können. Der daraus resultierende Wert wird Produktgruppendeckungsbeitrag II genannt.
Die summierten Produktgruppendeckungsbeiträge II ergeben nun die Bereichsdeckungsbeiträge I. Analog zum ersten Schritten müssen wieder die Fixkosten, so-weit diese verursachungsgerecht zugeordnet werden können, von der nächsten Stufe, hier den Bereichen, subtrahiert werden. Das Ergebnis ist der Bereichsdeckungsbeitrag II.
Die summierten Bereichsdeckungsträge II ergeben nun den Unternehmensdeckungsbeitrag. Um den Restdeckungsbeitrag (Betriebserfolg) zu erhalten, müssen die Unternehmensfixkosten subtrahiert werden.[6]
4. Beispiel
Zur Verdeutlichung des Schemas soll nun das Beispiel der Emder Werkzeuge GmbH dienen.
Das Kerngeschäft der Emder Werkzeuge GmbH ist die Herstellung von Werkzeugen (Hämmer und Schrauber). Weiter wird Zubehör (Nägel und Schrauben) gefertigt. Die Emder Werkzeuge GmbH vertreibt alle Produkte in der Kategorie „groß“ und „klein“.
Die Emder Werkzeug GmbH ist ein solide aufgestelltes Unternehmen und verzeichnet mit rund 80,5 Mio. und 7,0 Mio. Gewinn eine stabile Umsatzrendite von 8,7%.
Für den meisten Umsatz sorgen die Hauptprodukte (Hämmer und Schrauber) die Nebenprodukte (Nägel und Schrauben) tragen lediglich 1/3 zum Gesamtumsatz
In der folgenden Abbildung ist die stufenweise Fixkostendeckungsrechnung der Emder Werkzeuge GmbH zu sehen. Es wird erkenntlich, dass die Einschätzung sowie das Verhalten des Managements langfristig negative Auswirkungen auf das Unternehmen haben könnten.
Die Abb. 2 zeigt deutlich, dass die Emder Werkzeug GmbH nur durch den Bereich „Zubehör“ ein positives Ergebnis erzielen kann. Das Hauptgeschäft, der Vertrieb von Werkzeugen, kann nicht die gesamten Fixkosten des Unternehmens tragen. Der Deckungsbeitrag IV der Werkzeuge wäre nicht in der Lage die Unternehmensfixkosten zu tragen, dazu wird Deckung aus dem Bereich Zubehör benötigt.
Weiter wird deutlich, dass das Produkt „kleinen Hämmer“, mit einem hohen Umsatz und DB I, nicht in der Lage ist sich selbst zu tragen und Deckungsbeiträge anderer Produkte benötigt. Folglich stellt sich die Frage, ob das Geschäft der „kleinen Hämmer“ eliminiert werden sollte.
Weiter kann durch die stufenweise Fixkostendeckungsrechnung aufgezeigt werden, dass die „Nägel“, trotz eines geringen Umsatzes, enorm zur Deckung der Fixkosten beitragen. Ebenfalls ist zu erkennen, dass die „kleinen Hämmer“ negativ und die „großen Hämmer“ positiv auf das Ergebnis einwirken.
Würde die Emder Werkzeuge GmbH ihre Fixkosten durch einen Schlüssel verteilen, würden die genannten Erkenntnisse sicher verborgen bleiben und das Management aufgrund fehlender Informationen langfristig keine optimalen Entscheidungen treffen.
Das kurze Beispiel verdeutlicht schnell, dass es sehr wohl sinnvoll ist den Block der Fixkosten weiter aufzuspalten, um die leistungsstarken bzw. –armen Produkte zu identifizieren. Durch eine Umsatzsteigerung der Nebenprodukte könnte das Unternehmen relativ schnell mehr Gewinn generieren und daher sollte das Management langfristig auch diesen Bereich aufmerksam betreuen.
5. Bewertung
Die stufenweise Fixkostendeckungsrechnung zeigt im Gegensatz zu der einstufigen Deckungsbeitragsrechnung deutlich auf wie gewinnwirksam die einzelnen Ebenen arbeiten. Dadurch kann das Management sehr einfach Bereiche identifizieren, welche verlustbringend arbeiten. Dieses kann gerade für die langfristige Planung z.B. für den Kostenabbau von Vorteil sein. Weiter können die Informationen die Budgetierung der einzelnen Stufen unterstützen.
Allerdings sollten ein paar wesentliche Dinge bei der Entscheidungsfindung beachtet werden. Bei Anwendung der stufenweisen Fixkostendeckungsrechnung kann es sehr schnell zu Abgrenzungsproblemen zwischen den einzelnen Stufen sowie den fixen und variablen Kosten kommen.
Weiter ist zu beachten, dass es sich um Daten aus der Vergangenheit sowie der letzen Periode handelt. Daher ist die stufenweise Fixkostendeckungsrechnung nicht als Prognose für die Zukunft verwendbar.
Ebenfalls ist zu beachten, dass Verbundeffekte auftreten können. Es ist nicht aus-geschlossen, dass ein verlustbringendes Produkt benötigt wird, um ein gewinnbringendes Produkt absetzen zu können.
Es ist also ratsam keine strategischen Entscheidungen alleine auf Basis der stufenweisen Fixkostendeckungsrechnung zu treffen. Die stufenweise Fixkostendeckungsrechnung zeigt lediglich Schwachstellen auf, welche eine weitere Analyse zur strategischen Entscheidungsfindung benötigen.[8]
6. Quellenverzeichnis
- [1] Vgl. Rasche, W.: Kostenrechnung und Kalkulation, Stuttgart, 1980, S. 176
- [2] Vgl. Littkemann, J.: Unternehmenscontrolling, Herne/Berlin, 2006, S. 357
- [3] Vgl. Speth u.a.: Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen, 2. Auflage, Rinteln, 2006, S. 53
- [4] Vgl. Littkemann, J.: Unternehmenscontrolling, Herne/Berlin, 2006, S. 358
- [5] Vgl. Rasche, W.: Kostenrechnung und Kalkulation, Stuttgart, 1980, S. 177
- [6] Vgl. Scherrer, G.: Kostenrechnung, 3. Auflage, Stuttgart, 1999, S. 93
- [7] Vgl. Scherrer, G.: Kostenrechnung, 3. Auflage, Stuttgart, 1999, S. 94
- [8] Vgl. Littkemann, J.: Unternehmenscontrolling, Herne/Berlin, 2006, S. 365 ff.
7. Literaturverzeichnis
- Scherrer, G.: Kostenrechnung, 3. Auflage, Stuttgart, 1999
- Littkemann, J.: Unternehmenscontrolling, Herne/Berlin, 2006
- Speth u.a.: Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen, 2. Auflage, Rinteln
- Rasche, W.: Kostenrechnung und Kalkulation, Stuttgart, 1980
Verfasser: Fabian Warnken