Finanzcontrolling
1. Definition
„Finanz-Controlling ist ein Aufgabenbereich, der die Unterstützung des Finanzmanagements beinhaltet. Die Unterstützung bezieht sich auf die Sicherstellung der Informationsströme, die entlastende Durchführung von Finanzplanungs- und Finanzkontrollarbeiten sowie die Schaffung von geeigneten Systemen für Finanzplanung und –kontrolle sowie –berichtswesen.“ [1]
Eine wesentliche Abgrenzung zum Finanzmanagement besteht darin, dass Finanzcontrolling nicht über die finanz- oder leistungswirtschaftlichen Unternehmensaktivitäten entscheidet, sondern Entscheidungen vorbereitet und unterstützt. Den Schwerpunkt bilden Bewertungsinformationen, in den Kategorien Zahlungen, Vermögens-/Kapitalbestände sowie Kosten/Erlöse bzw. Aufwand/Ertrag , über die die jeweiligen Fachabteilungen verfügen müssen. [2]
2. Historische Entwicklung
In den USA wurde 1933 durch die erste Aufgabenbeschreibung des Controllers Institute of America (CIA) unterschieden in Controller und Treasurer. In Deutschland hingegen fehlt eine entsprechende Stellenbeschreibung. Hier wird weniger zwischen betrieblichen und finanziellen Bereichen unterschieden als vielmehr die Trennung zwischen unternehmensinternen und unternehmensexternen Aufgaben. Für die Aufgaben des Treasurers werden Ressortbezeichnungen, wie Finanzwesen, Finanzierung, Finanzwirtschaft, Finanz- und Rechnungswesen, vergeben. Die Finanzdisposition und ihre Realisierung sind folglich gesichert. Der Controller hingegen richtet sich mehr auf den Erfolgsaspekt, d.h. die Sicherung optimaler Ergebniserwirtschaftung. Es lässt sich also feststellen, dass das Finanzcontrolling eine Kombination der Aufgaben aus der Finanzwirtschaft und des Controllings ist. [3]
3. Aufgaben, Instrumente, Zweck und Ziele des Finanzcontrollings
3.1 Aufgaben
Zu den Aufgaben des Finanzcontrollings zählen die rechtzeitige Transparenz über finanzielle Stärken und Schwächen des Unternehmens sowie Maßnahmen zu ihrer Behebung und zur Absicherung des finanziellen Gleichgewichts. Die Erhaltung der ständigen Zahlungsbereitschaft und des finanziellen Gleichgewichts muss bei gleichzeitiger Beachtung des Rentabilitätszieles erfolgen. [4] Aufbauend auf den Controllingfunktionen Planung, Information, Kontrolle und Steuerung leiten sich die Aufgaben des Finanzcontrollings aus der Steuerung der finanziellen Entwicklung des Unternehmens ab. [5] Für die einzelnen Phasen des Führungs- und Entscheidungsprozesses im Finanzbereich, d.h. der Finanz-Planungs-Phase, der Realisationsphase sowie der Finanz-Kontroll-Phase, lassen sich folgende Einzelaufgaben ableiten:
Die strukturelle Liquiditätssicherung, die laufende Liquiditätssicherung, die Haltung der Liquiditätsreserve, die Informationsversorgung, die Planung und Kontrolle, die Gestaltung des Finanzcontrolling - Systems, die betriebswirtschaftliche Beratung bei Sonderfragen und Investor Relations. [6]
3.2 Instrumente
Ein funktionierendes Controlling setzt ein controllinggerecht organisiertes Finanz- und Rechnungswesen voraus. Das heißt, dass eine Verbindung zwischen den gesetzlichen Anforderungen an die Finanzbuchhaltung und den Notwendigkeiten des Controllings erfolgen muss. Des Weiteren ist es notwendig, dass die in jedem Unternehmen gesetzlich ohnehin vorgeschriebenen Informationen controllinggerecht genutzt werden können. Organisatorische Voraussetzungen an die Buchhaltung sind beispielsweise die zweckmäßige Kontengliederung, die Ordnung der Konten in Kontenrahmen und Kontenplan, die Kontierungsrichtlinien, die Kontenverdichtung in Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung, die Einführung von Monatsabschlüssen und die Zeitnähe des Buchungsstoffs. So wird die finanzielle Entwicklung des Unternehmens transparent.
Aufbauend auf diesen Grundlagen kommt der Analyse der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung neben der unternehmensinternen Betrachtung eine fundamentale, unternehmensexterne Bedeutung zu. [7] Die Umsetzung der Finanzplanung und Kapitalflussrechnung geschieht durch die langfristige, mittelfristige, kurzfristige, sehr kurzfristige Finanzplanung, die Finanzkontrolle und das Berichtswesen. Das Finanzcontrolling bedient sich dabei der folgenden Instrumente: Kapitalbedarfsrechnung, Investitionsrechnung, Cashflow-Rechnung, Working-capital-Rechnung, Risikoanalyse, Verschuldungsgrad und Substanzerhaltungsanalyse. [8]
3.3 Zweck
Für Zwecke des Finanzcontrollings sind die Kennzahlen Eigenkapitalquote, Gesamtkapitalrendite, Umsatzrendite, Umschlagshäufigkeit, Eigenkapitalrendite, Finanzrendite, Cashflow, working-capital, Verschuldungsgrad, Selbstfinanzierungsquote, Reinvestitionsquote, Lagerbindung, Debitorenziel und Kreditorenziel gut geeignet. [9]
3.4 Ziele
Das Finanzcontrolling entlastet das Management durch seine Unterstützung im Sinne einer zusätzlichen quantitativen Kapazität sowie das Zurverfügungstellen von Fachwissen. [10] Es steht hierbei die Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts durch rechtzeitige und ständige Transparenz im Vordergrund. Ziel des Finanzcontrollings ist deshalb, die interne und externe Überwachung des Unternehmens zu verbessern, die Unternehmenspublizität gegenüber allen Kapitalmarktteilnehmern zu erhöhen, die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens zu sichern und den Wert der Eigenkapitalansprüche zu maximieren. [11]
4. Organisatorische Aspekte
Zur institutionellen Umsetzung gehören die Aufgabenverteilung auf organisatorische Einheiten (Stellen) und die Informationsströme zwischen diesen Einheiten. Die Gesamt-Unternehmensleitung, die Abteilung Controlling und die Abteilung Finanzen sind beispielsweise relevante organisatorische Einheiten bei einem mittleren bis großen Unternehmen. [12] Grundsätzlich sind institutionelle Aspekte stets betriebs- und situationsspezifisch ausgerichtet. Aus der Organisationsstruktur des Unternehmens, den Besonderheiten des Unternehmens und den übertragenen Controlling-Aufgaben lässt sich die Gliederung und Größe der Controlling-Abteilung ableiten. [13] Die Grundstruktur der Controlling-Organisation in deutschen Unternehmen ist in der nachstehenden Abbildung dargestellt. [14]
Abb. 1: Grundstruktur des Controllings in deutschen Unternehmen [15]
Die Gesamt-Unternehmensleitung hat die Aufgabe, die Ziele des Unternehmens vorzugeben, und kann einige Zielbestimmungen delegieren. Langfristige und grundsätzliche Ziele werden von der Gesamt-Unternehmensleitung festgelegt, wobei die Abteilungen Controlling und Finanzen unterstützend tätig werden. Des Weiteren erarbeiten diese beiden Abteilungen auch bereichsübergreifende Ziele, die durch Genehmigung der Unternehmensleitung zu verbindlichen Zielvorgaben gemacht werden. Die Abteilung Finanzen kann ihre Einzelziele im Handlungsbereich aufgrund übergeordneter Vorgaben selbst ableiten. [16]
5. Quellenverzeichnis
- [1]Mensch, Gerhard: Finanz-Controlling, München, Wien 2001, S. 1
- [2]Vgl. Mensch, Gerhard: Finanz-Controlling, München, Wien 2001, S. 21
- [3]Vgl. Peemöller, Volker: Controlling –Grundlagen und Einsatzgebiete, 5.Auflage, Herne, Berlin 2005, S. 69 – 72
- [4]Vgl. Süchting, Joachim: Finanzmanagement, 6. Auflage, Wiesbaden 1995, S. 18
- [5]Vgl. Schröder, Ernst: Modernes Unternehmens-Controlling, 6. Auflage, Ludwigshafen 1996, S. 317
- [6]Vgl. Hahn, Dietger: Planungs- und Kotrollrechnung- PuK, 3. Auflage, Wiesbaden 1991, S. 29 - 31
- [7]Vgl. Schröder, Ernst: Modernes Unternehmens-Controlling, 6. Auflage, Ludwigshafen 1996, S. 317 – 318
- [8]Vgl. BDU (Hrsg.): Finanzcontrolling, in BDU (Hrsg.): Controlling - Ein Instrument zur ergebnisorientierten Unternehmenssteuerung und langfristigen Existenzsicherung, 4. Auflage, Berlin 2000, S. 103 - 106
- [9]Vgl. BDU (Hrsg.): Finanzcontrolling, in BDU (Hrsg.): Controlling- Ein Instrument zur ergebnisorientierten Unternehmenssteuerung und langfristigen Existenzsicherung, 4. Auflage, Berlin 2000, S. 107 - 109
- [10]Vgl. Mensch, Gerhard: Finanz-Controlling, München 2001, S. 21
- [11]Vgl. BDU (Hrsg.): Finanzcontrolling, in BDU (Hrsg.): Controlling- Ein Instrument zur ergebnisorientierten Unternehmenssteuerung und langfristigen Existenzsicherung, 4. Auflage, Berlin 2000, S. 92 - 93
- [12]Vgl. Mensch, Gerhard: Finanz-Controlling, München 2001, S. 40 – 45
- [13]Vgl. Peemöller, Volker: Controlling- Grundlagen und Einsatzgebiete, 5.Auflage, Herne/Berlin 2005, S. 92
- [14]Vgl. Peemöller, Volker: Controlling- Grundlagen und Einsatzgebiete, 3.Auflage, Herne/Berlin 1997, S. 80
- [15]Modifiziert nach Peemöller, Volker: Controlling- Grundlagen und Einsatzgebiete, 3.Auflage, Herne, Berlin 1997, S. 81
- [16]Vgl. Mensch, Gerhard: Finanz-Controlling, München 2001, S. 40 – 45
6. Literaturverzeichnis
- Allen, David: Strategisches Finanzmanagement- Ein Handbuch zur Bewertung und Kontrolle von Finanzstrategien, Wien 199
- Hagen, Klaus: Finanzcontrolling in Müller/Uecker/Zehbold (Hrsg.): Controlling für Wirtschaftsingenieure, Ingenieure und Betriebswirte, Leipzig 2003
- Jehle, Blazek, Deyhle: Finanz-Controlling, 4.Auflage, Gauting/München 1991
- Mehrmann, Elisabeth: Controlling in der Praxis, Wiesbaden 2004
- Michel, Reiner und drei Mitautoren: Finanzplanung und –controlling, Renningen-Malmsheim 1994
- Reichmann, Thomas: Controlling mit Kennzahlen und Managementberichten, 5.Auflage, 1997, München
- Schierenbeck, Henner; Wiedemann, Arnd.: Marktwertrechnung im Finanz-Controlling, Stuttgart 1996
- Weber, Jürgen; Weißenberg, Barbara: Finanzorientiertes Controlling, Vallendar 1998
- Wöhe Günter; Bilstein Jürgen: Grundzüge der Unternehmensfinanzierung, 9. Auflage, München 2002
- Ziegenbein, Klaus: Controlling, 8.Auflage, Leipzig 2004
Verfasser: Corinna Beneke