Corporate Finance

1. Definition

Der Begriff Corporate Finance stammt aus dem angelsächsischen Raum und bedeutet wörtlich übersetzt Unternehmensfinanzierung, was im Folgenden als Synonym verwendet wird. Hinter dem Begriff „Finanzierung“ verbergen sich unterschiedliche Finanzierungsbegriffe.  Im engeren Sinne versteht man unter Finanzierung den Vorgang der Kapitalbeschaffung. Im weiten Sinne beschränkt sich der Finanzierungsbegriff jedoch nicht nur auf die Kapitalbeschaffung, sondern umfasst auch die Kapitaldispositionen, die zur Durchführung des Betriebsprozesses erforderlich sind. Aufgrund des engen und unzertrennlichen Zusammenhangs müssen Kapitalbeschaffung und Kapitalverwendung gemeinsam betrachtet werden.[1] Somit umfasst der Begriff Corporate Finance einerseits die Beschaffung und Verwendung des zur Herstellung von Produkten bzw. Dienstleistungen benötigten Kapitals und andererseits die Steuerung der Kapitalstruktur eines Unternehmens, d.h. alle Strategien und Maßnahmen  im Finanzierungsbereich von Unternehmen. [2]

2. Historische Entwicklung

Seit den achtziger Jahren hat sich der angelsächsische Begriff Corporate Finance im deutschsprachigen Raum, durch die Definition bestimmter kapitalmarktorientierter Leistungsangebote von Kreditinstituten, verbreitet. Anfangs gehörte zu Corporate Finance das traditionelle Aktien- und Anleihengeschäft, jedoch ergaben sich im Laufe der Zeit Veränderungen, die aus neuen Gestaltungsformen und der Verbreitung von Kapitalmarktinstrumenten resultierten. Diese neuen Gestaltungsformen und Kapitalmarktinstrumente wurden häufig aus dem angelsächsischen Raum adaptiert, wie beispielsweise Commercial Paper-, Medium Term Note- und Asset Backed Securities Programme. Im Bereich der Beratungsdienstleistung, der zu Corporate Finance hinzugezählt wird, haben besonders das Mergers & Acquisitions-Geschäft und die Vorbereitung von Börsengängen an Bedeutung gewonnen. Diese Entwicklung hat sich nicht nur auf Kreditinstitute begrenzt, sondern es ergaben sich in diesem Bereich eine Vielzahl spezialisierter Berater, die Dienstleistungen im Bereich Corporate Finance anbieten, wie z.B. Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bzw. deren Beratungsgesellschaften oder Venture Capital- und Beteiligungsgesellschaften. [3]

3. Aufgaben

Aufgabe der Unternehmensfinanzierung ist im weiten Sinne die optimale Gestaltung der Beziehung zwischen dem Kapitalnehmer (Unternehmen) und dem Kapitalgeber. Diese optimale Gestaltung wird beeinflusst durch die jeweiligen Zielsetzungen der Kapitalnehmer und -geber, dem Kapitaltransfer und seinen Instrumenten sowie dem Marktzusammenhang, in denen die Beziehung einzuordnen ist. [4]

4. Ziele

Primäres Ziel des Corporate Finance ist die Maximierung des Unternehmenswertes, d.h. den Wert des Unternehmens aus Sicht der Anteilseigner (Shareholder) zu steigern. Als Kriterien werden Rentabilität, Liquidität, Sicherheit und Unabhängigkeit hierzu herangezogen. [5]

5. Instrumente

Die Instrumente der Unternehmensfinanzierung lassen sich unterscheiden nach der Herkunft der Finanzierungsmöglichkeit wie die folgende Abbildung zeigt:

 

Der Finanzierungsmix muss für jedes Unternehmen individuell bestimmt werden.

6. Organisatorische Aspekte

Corporate Finance als Funktion ist einzubetten in das unternehmerische Zielsystem. Sie steht in einer laufenden Wechselbeziehung mit dem leistungswirtschaftlichen Bereich eines Unternehmens, die sich gegenseitig begrenzen können. Die Beziehungen zwischen dem leistungs- und finanzwirtschaftlichen Bereich werden des Weiteren überlagert durch Verbindungen zwischen dem finanzwirtschaftlichen Bereich und den Aufbauelementen. Ebenso hat die Rechtsform eines Unternehmens einen Einfluss auf die Formen und die  Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung. [7]

7. Quellenverzeichnis

  • [1] Vgl. Wöhe, G.; Bilstein, J.: Grundzüger der Unternehmensfinanzierung, 9.Aufl., München, 2002, S.2-3
  • [2] Vgl. deposit.ddb.de/cgi-in/dokserv (Abruf: 15.06.2008)
  • [3] Vgl. Bilstein, J.: Corporate Finance, in: Handelsblatt Wirtschaftslexikon-Band 3, Stuttgart, 2006, S. 1131-1132
  • [4] Vgl. Bilstein, J.: Corporate Finance, in: Handelsblatt Wirtschaftslexikon-Band 3, Stuttgart, 2006, S. 1133
  • [5] Vgl. Perridon, L. / Steiner M.: Finanzwirtschaft der Unternehmung, 9. Auflage, München, 2007, S. 9 ff.
  • [6] Vgl. Schulte, C.: Corporate Finance – Die aktuellen Konzepte und Instrumente im Finanzmanagement, München, 2007, S.3
  • [7] Vgl. Bilstein ,J.: Corporate Finance, in: Handelsblatt Wirtschaftslexikon-Band 3, Stuttgart, 2006, S.1132

8. Literaturverzeichnis

  • Betch O. / Groh A. / Lohmann L.: Corporate Finance, 2. Auflage, München, 2000
  • Brealey R. / Myers S. / Allen F.: Corporate Finance, 8. Auflage, Boston, Mass. (u.a.), 2006
  • Grunow H. / Figgener S.: Handbuch moderne Unternehmensfinanzierung – Strategien zur optimalen Kapitalbeschaffung und Unternehmensfinanzierung, Berlin, Heidelberg, 2006
  • Handelsblatt Wirtschaftslexikon-Band 3, Stuttgart, 2006
  • Perridon L. / Steiner M.: Finanzwirtschaft der Unternehmung, 9. Auflage, München, 2007
  • Schulte C.: Corporate Finance – Die aktuellen Konzepte und Instrumente im Finanzmanagement, München, 2007
  • Walz H. / Gramlich D.: Investition und Finanzplanung, 5. Auflage, Heidelberg, 1997
  • Wöhe G./ Bilstein J.: Grundzüge der Unternehmensfinanzierung, 9. Auflage, München, 2002

Verfasser: Marion Meyer