Bildungscontrolling

1. Definition

Das Bildungscontrolling ist ein relativ junger Controllingbereich, deshalb ist auch die Begriffsnormierung noch nicht abgeschlossen. Zunächst sollen die Begriffe “Bildung“  und “Controlling“ definiert werden, weil beide Begriffe zusammen einen neuen Begriff und somit das Thema des Berichts ergeben.

1.1 Definition Bildung

Um den Begriff „Bildung“ zu verdeutlichen, werden zwei Definitionen angeführt.   Hartmut von Hentig bezeichnet Bildung als einen „schwer fassbaren Vorgang, ein Prozess, durch den etwas Gestalt annimmt.“ [1]

Wilhelm von Humboldt bezeichnet Bildung als „die Aneignung aller Kräfte eines Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt in wechselseitiger Ver- und Beschränkung harmonisch-proportionierlich entfalten und zu einer sich selbst bestimmten Individualität oder Persönlichkeit führen, die in ihrer Idealität und Einzigartigkeit die Menschheit bereichere.“ [2]

1.2 Definition Controlling

Der Begriff “Controlling“ entstammt aus dem anglo-amerikanischen und leitet sich aus dem Verb “to controll“ ab. Oft wird es mit dem deutschen Wort Kontrolle übersetzt, was  immer wieder zu  negativen Interpretationen führt. Bessere Formulierungen wären regeln, beherrschen, steuern. [3] „Controlled“ wird schon seit über 100 Jahren. Der Begriff wurde Mitte der siebziger Jahre in Deutschland eingeführt. Von Bildungscontrolling wird erst seit Beginn der neunziger Jahre gesprochen. [4] Für den Begriff “Controlling“ existiert in der Literatur keine einheitliche Definition. Horváth definiert Controlling als eine Funktion „die durch die Koordination von Planung, Kontrolle sowie Informationsversorgung die Führungsfähigkeit von Organisationen verbessern hilft.“ [5]  Stark vereinfacht kann “Controlling“ als kontinuierlicher SOLL/ IST –Vergleich im Hinblick auf Planerreichung eines Unternehmens umschrieben werden. Anhand vergleichender  Analysen zwischen geplanten und tatsächlich entstandenen Kosten soll die Lenkung bzw. Zukunftsplanung des Unternehmens “objektiviert“ werden.

1.3 Definition Bildungscontrolling

Bildungscontrolling „ist ein planungsorientiertes Evaluationsinstrument zur ziel- und ergebnisorientierten Gestaltung und Steuerung betrieblicher Weiterbildung, um deren Nutzen zu optimieren und strebt als ein ganzheitliches Konzept dabei eine integrierte und systematische Rückkoppelung zwischen Planung, Analyse und Kontrolle an.“ [6]

Georg v. Landberg stellt den folgenden Begründungszusammenhang für Bildungscontrolling her: „Egal wie, wann, wo, wer und wozu: In dem Moment wo Bildung Werte verzehrt, die auch in andere Vermögensformen investiert werden könnten, entsteht Rechenschaftspflicht. Dies ist die Legitimation für Bildungscontrolling.“ [7]

2. Relevanz

Die Anforderungen an die Qualifikation der Beschäftigten ändern und erhöhen sich aufgrund des ständigen wirtschaftlichen und technischen Wandels und den damit einhergehenden Veränderungen der Organisationsstrukturen in den Unternehmen stetig. Seitens der Mitarbeiter sind folglich Fähigkeiten gefordert, die eine möglichst schnelle Anpassung ermöglichen. Daher ist Weiterbildung für Betriebe von zentraler Bedeutung. Weiterbildung und Training ist somit sicherlich eine Investition in das Humankapital, allerdings würden viele Unternehmen gerne wissen, wie effektiv derartige Seminare wirklich sind. Leider ist es nicht immer einfach hierauf eine präzise Antwort zu geben. Auch wird es aufgrund des Kostendrucks zunehmend wichtiger, die Wirksamkeit der Weiterbildung nachzuweisen.

Aus diesen Gründen werden verstärkt Bildungscontrollingkonzepte diskutiert. Das Bildungscontrolling nimmt eine Sonderstellung im Rahmen des Personalcontrollings ein, weil zum einen in vielen Unternehmen große Ressourcen in diesen Bereich gesteckt werden und zum anderen weil Weiterbildung wesentlich den Unternehmenserfolg mit beeinflusst. Bildungscontrolling darf jedoch nicht als Weiterbildungskontrolle verstanden werden, denn Kontrolle bezieht sich stets auf die Vergangenheit. Bildungscontrolling hingegen nimmt das zukunftsorientierte Handeln in den Blick. Es ist somit ein bedeutendes Instrument, um die Weiterbildungsarbeit stärker auf Unternehmensziele hin auszurichten und somit wirtschaftlich erfolgreich zu steuern. [8]

3. Aufgaben des Bildungscontrollings

Das Bildungscontrolling befasst sich mit der Planung, Kontrolle und Durchführung aller Maßnahmen, die im Rahmen von Aus-, Fort-, und Weiterbildung der Mitarbeiter notwendig sind. Bildungscontrolling ist damit ein zyklischer Prozess, der immer wieder aus denselben drei Schritten besteht.

Abb.: Aufgaben des Bildungscontrollings [9]

Als Hauptaufgabe des Bildungscontrollings werden zwei Bereiche unterschieden:

 

  • Planungs- und Steuerungsaufgaben

Die Planung folgender Elemente ist Aufgabe des Bildungscontrollings:

  • Bildungsbedarf – Was muss gelernt werden?
  • Maßnahmen – Wie soll gelernt werden?
  • Kosten – Was wird das kosten?
  • Organisation – Wo und wann führe ich die Bildungsmaßnahme durch?
  • Ressourcen – Wer lehrt? Wer lernt?

Die Steuerung ermöglicht, dass Fehler frühzeitig erkannt werden können, sodass Schadensvermeidung vor Schadensbehebung stattfinden kann. Die Planungs- und Steuerungsaufgabe ist eine zukunftsorientierte (ex-ante) Betrachtungsweise. Künftige Entwicklungen werden im Sinne formulierter Ziele beeinflusst.

 

  • Kontrollaufgaben

Die Kontrolle stellt den Vergleich eines eingetretenen Ist-Zustandes mit dem vorgegebenen Soll-Zustand dar. Ziel der Kontrolle ist somit die Erkenntnisgewinnung und die Sicherstellung der Planerreichung. Die Kontrollaufgabe gliedert sich in die Bereiche Kostencontrolling, Effizienzcontrolling und Effektivitätscontrolling. Diese Sichtweise ist vergangenheitsorientiert (ex-post) und dient dazu, Abweichungen von den angestrebten Zielen zu erkennen und Konsequenzen daraus abzuleiten. [10]

4. Formen des Bildungscontrollings

  • Kostencontrolling

beinhaltet die periodische Planung und Kontrolle der Weiterbildungskosten. Es umfasst primär die klar kalkulierbaren Kosten für die Personalentwicklung und des dazugehörigen Personals.

  • Effizienz- und Wirtschaftlichkeitscontrolling

stellt die Aufwendungen für die Bildungsmaßnahmen den Erfolgen gegenüber. Das vordringliche Ziel dabei ist es, bei gleich bleibend oder sich verbessernden Maßnahmen die Aufwendungen zu reduzieren.

  • Effektivitäts- oder Erfolgscontrolling

hat die Funktion festzustellen, ob die Maßnahme geeignet ist, die Ist-Soll-Defizite der Qualifikation zu verringern. [11]

5. Ziele des Bildungscontrollings

Die Zielsetzung des Bildungscontrollings gliedert sich in strategische Ziele und operative Ziele. Der Zeithorizont bei strategischen Zielen erstreckt sich langfristig mindestens auf drei Jahre. Hierbei wird eher auf qualitative Art und Weise geplant. Ein strategisches Ziel wäre zum Beispiel, wenn sich eine Volkshochschule das Leitbild hohe Bildungsqualität zu niedrigen Preisen festlegt.

Bei den operativen Zielen hingegen wird der Zeithorizont kurzfristig gesetzt und sollte ein Jahr nicht überschreiten. Die Ziele werden eher quantitativ konkretisiert. Hier könnte die Volkshochschule beispielsweise überlegen, wie man konkret im Bildungsbereich einspart, um Seminare günstig anzubieten. [12]

„Teilweise lassen sich von den qualitativen Zielen einige quantitative Ziele ableiten. Das geschieht zwar nur auf indirektem Weg, es ist aber sehr sinnvoll, da die qualitativen Ziele langfristiger und konkreter überwacht werden können.“  [13]

Folgende Grafik veranschaulicht detaillierter die Ziele des Bildungscontrollings:

 

Abb. 2: Ziele des Bildungscontrollings [14]

Die Ziele der Bildungsarbeit sollen möglichst wirtschaftlich erreicht werden.

6. Fazit

Bildungscontrolling wird heute erst in sehr wenigen Betrieben umgesetzt. Vor allem größere Betriebe nutzen dieses Zukunftsmodell. Allerdings wird Bildungscontrolling leider in vielen Betrieben meist nicht als ein Ersatz der anderen Methoden zur Verbesserung der betrieblichen Weiterbildung angesehen. Stattdessen wird es für eine mühsame Ergänzung gehalten und nicht bedacht, dass einzelne Elemente eines Bildungscontrollings im Unternehmen bereits vorhanden sind. Die Erfassung der Weiterbildungskosten liegt beispielsweise in vielen Betrieben schon vor. Wichtig ist jedoch, dass nicht nur die Kostentransparenz allein mit dem Bildungscontrolling in Verbindung gebracht wird. [15] „Vielmehr gehören zu einem Bildungscontrolling insbesondere eine systematische Bedarfsermittlung, eine Zielbestimmung der Weiterbildung, eine sorgfältige Planung der einzelnen Maßnahmen, eine Bewertung der durchgeführten Maßnahmen, eine Einschätzung des Nutzens sowie die Transfersicherung.“ [16] Obwohl Bildungscontrolling letztlich in vielen Betrieben noch nicht im Ganzen durchgeführt wird, geht die Mehrheit davon aus, dass dessen Bedeutung steigt und Bildungscontrolling ein bedeutender Zukunftsträger für die Wirtschaft ist.

7. Quellenverzeichnis

  • [1] v. Hentig, H.: Bildung, Ein Essay, 7. Auflage, Weinheim, 2007, S. 37
  • [2] v. Hentig, H.: Bildung, Ein Essay, 7.Auflage, Weinheim, 2007, S. 40
  • [3] Vgl. Schröder, E.: Modernes Unternehmenscontrolling-Handbuch für die Unternehmenspraxis, 7. Auflage, Ludwigshafen 2000, S. 23
  • [4] Vgl. o. V., Elisabeth M Krekel; Beate Seusing (Hrsg.), Bildungscontrolling - ein Konzept zur Optimierung der betrieblichen Weiterbildungsarbeit, Berichte zur beruflichen Bildung Heft 233, Berlin, 1999, S. 18
  • [5] Horváth, P.: Controlling, München, 6. Auflage, München, 1996, S. 74
  • [6] o. V., Elisabeth M Krekel; Beate Seusing (Hrsg.), Bildungscontrolling- ein Konzept zur Optimierung der betrieblichen Weiterbildungsarbeit, Berichte zur beruflichen Bildung Heft 233, Berlin, 1999, S. 33
  • [7] v. Landsberg, G./ Weiss, R.: Bildungs-Controlling, Stuttgart, 1992, S.11
  • [8] Vgl. Meier, R.: Praxis Bildungscontrolling, Offenbach, 2008, S. 9
  • [9] Meier, R.: Praxis Bildungscontrolling, Offenbach, 2008, S. 14
  • [10] Vgl. Meier, R.: Praxis Bildungscontrolling, Offenbach, 2008, S. 13
  • [11] Vgl. Meier, R.: Praxis Bildungscontrolling, Offenbach, 2008, S. 15
  • [12] Vgl. Jung, H.: Controlling, 2. Auflage, München, 2007, S. 298
  • [13] Jung, H.: Controlling, 2. Auflage, München, 2007, S. 298
  • [14] Häring, K.: Evaluation der Weiterbildung von Führungskräften, Wiesbaden, 2003, S. 161
  • [15] Vgl. Elisabeth M Krekel; Beate Seusing (Hrsg.), Bildungscontrolling- ein Konzept zur Optimierung der betrieblichen Weiterbildungsarbeit, Berichte zur beruflichen Bildung Heft 233, Berlin, 1999, S. 53
  • [16] Elisabeth M Krekel; Beate Seusing (Hrsg.), Bildungscontrolling- ein Konzept zur Optimierung der betrieblichen Weiterbildungsarbeit, Berichte zur beruflichen Bildung Heft 233, Berlin, 1999, S. 53

8. Literaturverzeichnis

  • Häring, K.: Evaluation der Weiterbildung von Führungskräften, Wiesbaden, 2003
  • v. Hentig, H.: Bildung, Ein Essay, 7. Auflage, Weinheim, 2007
  • Horváth, P.: Controlling, 10. Auflage, München, 2006
  • Jung, H.: Controlling, 2. Auflage, München, 2007
  • Krekel, M. Elisabeth/Seusing, B. (Hrsg.): Bildungscontrolling – ein Konzept zur Optimierung der betrieblichen Weiterbildung, Berichte zur beruflichen Bildung Heft 233, Berlin, 1999
  • v. Landsberg,G./Weiss R.: Bildungscontrolling, 2. Auflage, Stuttgart, 1995
  • Meier R.: Praxis Bildungscontrolling, Offenbach, 2008
  • Schröder, E.: Modernes Unternehmenscontrolling-Handbuch für Unternehmenspraxis, 7. Auflage, Ludwigshafen, 2000

Verfasser: Daniela Otten