Kennzahlen
1. Definition
„Kennzahlen werden als jene Zahlen betrachtet, die quantitativ erfassbare Sachverhalte in konzentrierter Form erfassen.“[1]
„Betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind Zahlen, die in präziser und konzentrierter Form über wichtige zahlenmäßig erfassbare Tatbestände und Entwicklungen einer Unternehmung informieren.“[2]
2. Charakterisierung
Kennzahlen können grob in zwei Bereiche gegliedert werden in Grundzahlen und Verhältniszahlen.[3] Allgemein lässt sich feststellen, dass sich eine Kennzahl aus drei Elementen zusammensetzt, dies sind:
- der Informationscharakter,
die spezifische Form der Informationen,
die Quantifizierbarkeit der Information.
Mit dem Informationscharakter wird zum Ausdruck gebracht, dass Kennzahlen zur Urteilsfindung über wichtige Sachverhalte und Zusammenhänge eingesetzt werden können. Die spezifische Form soll dazu dienen, komplizierte Abläufe und Strukturen vereinfacht darzustellen, um eine möglichst schnelle und umfassende Information des Managements in einem Unternehmen zu ermöglichen. Die Quantifizierbarkeit schließlich ist, messtheoretisch ausgedrückt, eine Eigenschaft von Variablen, die Sachverhalte und Zusammenhänge auf einem metrischen Skalenniveau messbar machen soll, um relativ genaue Aussagen zu ermöglichen.[4]
Synonym zum Kennzahlenbegriff werden in der Literatur sowie in der Praxis weitere Bezeichnungen verwandt, wie z.B. Kennziffer, Messgröße, Messzahl, Indikator oder Richtzahl.[5]
3. Funktionen
Kennzahlen haben nach Küpper zwei Funktionen: eine Informationsfunktion und eine Steuerungsfunktion.
Die Informationsfunktion steht im Vordergrund, wenn man Kennzahlen für eine benutzeradäquate Informationsbereitstellung zur Analyse von Sachverhalten oder als Indikator nutzt. Die Informationsbereitstellung durch Kennzahlen kann insbesondere durch Kennzahlenvergleiche realisiert werden. Eine Steuerungsfunktion erhalten Kennzahlen, wenn man sie als Ziele verwendet. Hierdurch gewinnen sie einen Vorgabecharakter, an dem Entscheidungen und Handlungen der Mitarbeiter einer Unternehmung ausgerichtet werden können. Zugleich erhalten Kennzahlen damit eine Kontrollfunktion, indem sie zu einem Maßstab werden, an dem man die geplante oder realisierte Zielerreichung messen kann.[6] Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Funktionen von Kennzahlen allgemein der Unterstützung des Managements bzw. der Unternehmensführung dienen sollen.[7]
4. Beispiele für den Einsatz von Kennzahlen
Kennzahlen werden in nahezu allen Funktionsbereichen eines Unternehmens erhoben, beispielhaft können folgende Kennzahlen genannt werden:[8]
Beschaffung: | Lieferantenstruktur |
Lagerwirtschaft: | Durchschnittliche Lagerdauer |
Produktion: | Produktivität |
Absatz: | Marktanteil |
Personalwirtschaft: | Krankheitsquote |
Finanzwirtschaft., Jahresabschluss: | Return on Investment (ROI) |
5. Grenzen der Kennzahlenanwendung
Die Grenzen von Kennzahlen können in drei Arten unterteilt werden:
qualitative Grenzen
anwendungsbezogene Grenzen
allgemeine Grenzen quantifizierter Informationen.
Die qualitative Grenze ist innerhalb einer Kennzahl oder eines Kennzahlensystems begründet. Die kann zum einen durch eine fehlerhafte Erhebung einer Kennzahl entstehen, aber auch durch eine fehlerhafte Verknüpfung innerhalb eines Kennzahlensystems. Insbesondere für Ordnungssysteme besteht diese Gefahr, da hier die Beziehungen der Kennzahlen nicht mathematisch, sondern sachlogisch miteinander verknüpft sind. Unter anwendungsbezogenen Grenzen von Kennzahlen werden Probleme zusammengefasst, die durch die Anwender bzw. Nutzer verursacht werden. Sie können durch Wissensdefizite oder mangelhafte Informationsverarbeitung entstehen. Mit den allgemeinen Grenzen quantifizierter Informationen ist gemeint, dass durch die Quantifizierung eines betrieblichen Sachverhalts Informationen verloren gehen, da Kennzahlen ähnlich wie andere numerische Informationen die Realität nicht vollständig wiedergeben können.[9]
6. Quellen
- [1] Reichmann, Thomas: Controlling mit Kennzahlen und Managementberichten, 7.Auflage, München 2006, S.19
- [2] Groll, Karl-Heinz: Erfolgssicherung durch Kennzahlensysteme, Freiburg i.Br. 1986, S.11
- [3] Vgl. Botta, Volkmar: Kennzahlensysteme als Führungsinstrumente, 5. Auflage, Berlin 1997, S.16
- [4] Vgl. Reichmann, Thomas: Controlling mit Kennzahlen und Managementberichten, 7.Auflage, München 2006,S.19
- [5] Vgl. Sandt, Joachim: Management mit Kennzahlen und Kennzahlensystemen, in: Weber, Jürgen (Hrsg.), Schriften des Center for Controlling & Management (CCM) Band 14, Wiesbaden 2004, S.9
- [6] Vgl. Küpper, Hans-Ulrich: Controlling - Konzeption, Aufgaben und Instrumente, 3.Auflage, Stuttgart 2001, S.344-347
- [7] Vgl. Sandt, Joachim: Management mit Kennzahlen und Kennzahlensystemen, in: Weber, Jürgen (Hrsg.), Schriften des Center for Controlling & Management (CCM) Band 14, Wiesbaden 2004, S.25
- [8] Vgl. Horváth, Peter: Controlling, 6. Auflage, München 1996, S.544
- [9] Vgl. Sandt, Joachim: Management mit Kennzahlen und Kennzahlensystemen, in: Weber, Jürgen (Hrsg.), Schriften des Center for Controlling & Management (CCM) Band 14, Wiesbaden 2004, S.28
7. Literaturverzeichnis
- Botta, Volkmar: Kennzahlensysteme als Führungsinstrumente, 5.Auflage, Berlin 1997
- Horváth, Peter: Controlling, 6.Auflage, München 1996
- Groll, Karl-Heinz: Erfolgssicherung durch Kennzahlensysteme, Freiburg i.Br. 1986
- Küpper, Hans-Ulrich: Controlling - Konzeption, Aufgaben und Instrumente, 3.Auflage, Stuttgart 2001
- Reichmann, Thomas: Controlling mit Kennzahlen und Managementberichten, 7.Auflage, München 2006
- Sandt, Joachim: Management mit Kennzahlen und Kennzahlensystemen, in: Weber, Jürgen (Hrsg.), Schriften des Center for Controlling & Management (CCM) Band 14, Wiesbaden 2004
8. Weiterführende Literatur
- Busiek, Jürgen: Unternehmensanalyse mit Kennzahlen, Wiesbaden 1993
- Schott, Gerhard: Kennzahlen: Instrument der Unternehmensführung, 6.Auflage, Wiesbaden 1991
- Siegwart, Hans: Kennzahlen für die Unternehmensführung, 6.Auflage, Bern 2003
- Staehle, Wolfgang Herbert: Kennzahlen und Kennzahlensysteme, Wiesbaden 1969
Verfasser: Thomas Riedel